Reservieren, Bestellen, Bezahlen mit Apps.

Vorteile für Gastronomen und ihre Gäste.

Das Smartphone ist für die meisten Menschen integraler und unverzichtbarer Teil des Lebens geworden. Kaum ein Gast betritt mehr ein Restaurant ohne sein Smartphone in der Hand, mit dem er das Restaurant gefunden und seine Bewertungen gelesen hat, mit dem sie Food-Fotos macht und diese mit ihren Freunden teilt, mit dem er Emails oder Zeitung liest, während er auf das Essen wartet.

Da liegt es nahe, das Smartphone des Gastes mittels einer App möglichst nutzbringend in die betrieblichen Abläufe zu integrieren.

Dass die eigene Webseite responsiv sein muss, damit sie auf dem Smartphone funktioniert, ist Pflicht und klar. Aber man kann mit dem Smartphone auch das Reservieren, Bestellen, Buchen und Bezahlen ermöglichen und sich damit Vorteile verschaffen.

Bargeld oder App: Mobile Payment weltweit

In manchen Ländern der Welt ist das mobile Bezahlen zur Alltäglichkeit geworden: In Südostasien bezahlt etwas die Hälfte der Beölkerung regelmässig mobil. In China bezahlen 65% der Smartphone Nutzer mit der AliPay- oder WeChat-App.

Aber auch in Europa, vor allem in Skandinavien, hat sich «mobile Payment» schon durchgesetzt. In Dänemark bezahlen 50% der Bevölkerung mit der App der Danske Bank – unter anderem auch, weil Geschäfte in Dänemark kein Bargeld mehr akzeptieren müssen. Auch in Schweden akzeptieren selbst die kleinsten Cafés oft nur noch Apps, Bank- oder Kreditkarten, weil ihnen ein Kassensystem zu teuer ist und sie nicht mit Bargeld umgehen möchten.

Ganz ohne Bargeld – das ist ein Trend, für den die Schweiz vermutlich noch lange brauchen wird. Wir lieben unser Bares und die Statistiken zum Thema mobile Payment sind widersprüchlich. Laut einer aktuellen Comparis-Studie bevorzugen nur 1.2% der Befragten ihr Handy als Zahlungsmittel. Diese 1.2% scheint der Y&R Media Use Index befragt zu haben: denn hier haben 71% der Befragten schon per Smartphone online eingekauft und 42% haben es auch schon zum Bezahlen vor Ort verwendet. Mobile Payment in der Schweiz kämpft auch noch aufgrund der existierenden Insellösungen – Apple Pay, Google Pay und das relativ junge Twint behindern sich eher gegenseitig als das Thema gemeinsam voranzubringen.

Lohnt sich eine eigene App?

Um die Vorteile der mobilen Zahlung zu nutzen, müssen Gastronomen also auf branchenspezifische Lösungen setzen. Eine eigene App zu entwickeln ist selbst für Ketten heute nicht wirklich sinnvoll.

Die Eigenentwicklung von Apps kann für Ketten sinnvoll sein. Es gibt aber auch viele Apps, die Betriebe gegen Provision oder monatliche Service Fee ihren Gästen zur Nutzung anbieten können und sollten.

Erstens gibt es viele White Label Lösungen, zweitens muss eine eigene App nicht nur aufwendig programmiert, sondern auch wirkungsvoll vermarktet werden, damit sie von den Gästen auch eingesetzt wird.

Ganz allgemein sind Apps nur sinnvoll, wenn sie von Gästen auch genutzt werden. Und Gäste gebrauchen nur solche Apps, die ihnen auch wirklichen Nutzen bieten.

Ob Eigenentwicklung oder Miet-App: wichtig ist, dass Gäste die App und ihren Nutzen kennen, damit sie auch gebraucht wird. Dazu gehört die Promotion innerhalb der Marketingkommunikation, aber auch die Möglichkeit von Push-Nachrichten aus der App heraus.

Voraussetzungen für Gastro-Apps

Wer sich für eine App interessiert, sollte folgendes prüfen:

1. Leistungsumfang

Was genau leistet die App? Wie selbstständig kann der Gast damit bezahlen? Kann er oder sie auch damit bestellen? Hat die App eine Ortungsfunktion, sodass klar ist, von welchen Tischen welche Bestellung/Bezahlung kommt?

2. Bekanntheit

Wie bekannt ist die App? Wie viele Nutzer haben sie heruntergeladen und wie oft wird sie von ihnen genutzt? Eine App, die niemand kennt, nützt nichts – auch wenn sie preisgünstig ist.
Auch sollte der Anbieter dem Gastronomen Marketingmaterial zur Verfügung stellen, damit er seine Gäste auf möglichst einfache und effektive Art auf diese neue Zahlungsmöglichkeit aufmerksam machen kann.

3. Integration

Eine App sollte sich nathlos ins bestehende Kassensystem mit Tagesabschlüssen und Buchhaltung integrieren lassen, sodass die internen Prozesse vereinfacht und nicht verkompliziert werden.

4. WLan

Um eine App optimal nutzen zu können, sollte das WLan am Ort gut funktionieren oder zumindest eine gute Netzabdeckung gegeben sein.

5. Zahlungsmittel

Eine App sollte ausser Kreditkarten möglichst auch andere Zahlungsmittel anbieten, z.B: Lunchchecks, Twint, Paypal, Apple Pay, etc.

6. System

Eine App muss zwingend auf allen Smartphone-Systemen funktionieren von Apple bis Google.

Vorteile von Bezahl-Apps

1. Geräteunabhängig

Die Gäste laden sich die App aufs eigene Smartphone, der Gastronom muss keine Tablets oder sonstigen Geräte anschaffen.

2. Mehrumsatz durch unabhängiges Bestellen

Besonders Apps mit Bestellfunktion erlauben es dem Gast, unabhängig vom evtl. überlasteten Serviceperson zu bestellen, nach zu bestellen und zu bezahlen, wenn er will. Es wird oft mehr gegessen und getrunken, weil der Gast nicht aufs Personal warten muss.

3. Mehrumsatz durch schnelleren Tischumschlag

Weil der Gast einfacher und schneller bezahlen kann, wird der Tisch auch schneller wieder frei.

4. Vereinfachte Abläufe

Gäste müssen an der Essensausgabe oder an der Kasse nicht warten, sondern können ihr Essen abholen, wenn es fertig ist und sofort bezahlen. Dadurch werden Schlangen vermieden und jeder findet einen Platz.

Die ganzen Abläufe in Verbindung mit dem Bezahlen am Tisch entfallen: Rechnung bringen, Rechnungen aufsplitten – es braucht kein Kartenlesegerät, kein Jonglieren mit unterschiedlichen Zahlungsmitteln und keine Bargeldzählerei.

5. Besserer Service

Mitarbeiter können sich auf den Gast konzentrieren, beraten und verkaufen. Besonders in weitläufigen Restaurants mit Aussenbereich wird der Service verbessert, weil niemand mehr warten muss, bis er gesehen wird.

Nachteile von Bezahl-Apps

1. Gäste-Akzeptanz

Nicht jeder Gast ist willens, mit dem Smartphone zu zahlen oder sich eine weitere App auf das Smartphone zu laden.

2. Kosten

Bei den meisten Apps fallen Setup-Kosten an sowie regelmässige monatliche Kosten – entweder als Flatrate je nach Betriebsgrösse oder als Provision auf den Gästeumsatz mit der App.

Beispiele für Gastro- und Bezahl-Apps

Twint

Twint ist erst knapp über ein Jahr alt und wird von Banken angeboten. Bislang nur online oder in einigen grossen Ketten (z.b. Coop und Migros) akzeptiert, viel aber auch für Überweisungen zwischen Privatpersonen genutzt.

Tastier

Gäste bezahlen mit der App und können die Rechnung auch selbst untereinander aufsplitten. Das Einkassieren entfällt völlig, die Rechnung ist auf dem Handy und die Bezahlung wird dem Restaurant bestätigt. Der Gast muss dem Kellner jedoch mitteilen, dass er mit Tastier bezahlen will, damit dieser diese Möglichkeit aktivieren kann.

MENU

Gäste können mit der App auch bestellen. Funktioniert mit Ortungslogik durch an den Tischen angebrachte iBeacons. So erkennt das System, von welchem Tisch welche Bestellung oder Bezahlung kam. Wird z.B. auch in den ZFV-Kantinen eingesetzt, sodass Gäste ihr Kantinenessen bezahlen können, ohne an der Kasse anstehen zu müssen.

Orda App

Gäste können mit der App auch bestellen. Funktioniert mit Ortungslogik durch an den Tischen angebrachte iBeacons. So erkennt das System, von welchem Tisch welche Bestellung oder Bezahlung kam. Eher in Deutschland bekannt.

OpenTabs

Gäste suchen ein Restaurant in der App, bestellen und bezahlen direkt und holen dann ihr Essen ohne Anstehen direkt am Tresen ab.

Orderbuddy

Kassensystem plus Bestell- und Bezahl-App – inklusive Splitting- und Stornofunktionen.

Gastronovi

Kassensystem plus Bestell-Möglichkeit ohne App: Gast scannt ausgedruckten Code mit dem Smartphone ein und kann dann vom Smartphone aus bestellen und auf Wunsch mit Paypal bezahlen.